Im Gesangbuch ist zum Lied Nr.230 eine Zeichnung von Käthe Kollwitz abgedruckt. "Ich sehe einen Menschen am Ende seiner Kraft". "…Das Gesicht ist zur Hälfte abgedeckt; von einer Hand, die aus einer völlig verkrampften Körperhaltung heraus Falten betont, die aus Mangelerscheinungen, Sorgen und Nöten herrühren….". Das noch sichtbare Auge will nicht mehr sehen. Der Sohn von Käthe Kollwitz starb 1914 im 1.Weltkrieg.
Der Predigttext zum Volkstrauertag behandelt das Gleichnis vom guten Verwalter (Lukas 16, 1-8). Der Verwalter, der bei seinem Herrn wegen Veruntreuung verleumdet wurde und vor der Kündigung stand, erlässt seinen Zahlungspflichtigen einen großen Teil ihrer Schulden und muss sich deswegen vor seinem Herrn verantworten. Der Herr lobte aber den unehrlichen Verwalter, dass er klug gehandelt habe; denn die Menschen unserer Zeit sind im Umgang mit ihren Mitmenschen klüger als die erhabenen, oft weltfremden Eliten.
Pfarrer Lämmer griff zu dem Sprichwort "Ehrlich währt am Längsten" und schlug den Bogen zu modernen Bankern, die die Welt als Selbstbedienungsladen missbrauchen, obwohl sie doch auch nur Verwalter fremder Gelder seien. Von Bert Brecht nimmt er das Zitat "…Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank…".
Als erster Hauptgedanke der Predigt wurde die Delegation der Verwaltertätigkeit auf uns Menschen beschrieben: "… Wir sind die Verwalter der Gaben Gottes, zu denen auch die Begabungen der Menschen in unserer Gemeinde zählen…" Hüten wir uns vor der Vergeudung dieser Gaben Gottes.
Der zweite Hauptgedanke beschäftigte sich mit dem Schicksal des Verwalters: "…Verwalter, denk an deine Zukunft…" Ein Schuldenerlass kann für das gesamte Wirken in einer Gemeinde die Zukunft tragfähiger machen als das gnadenlose Eintreiben von Rückständen.
Der dritte Hauptgedanke führte zum Kern der Aussagen. Der Verwalter soll seine eigenen Möglichkeiten entdecken. Er soll aktiv handeln im Sinne einer nachhaltigen Vorsorge. Die Tür ist offen, Gott vergibt, er gewährt vollständigen Schuldenerlass. Somit ist der Tod keine Bedrohung, er ist Chance, eine Befreiung. "…Gott sei uns armen Sündern gnädig…"
Mit diesen Worten gestärkt entließ uns Pfarrer Lämmer mit seinem Segen auf den Weg zurück in die Aufgabe, gute Verwalter im Geiste des Herrn zu sein.
Zum Abschluss sangen wir den Chorsatz " Vater unser…".
Bei novemberlichem Wetter nahmen wir unsere Plätze vor dem Ehrenmal auf dem Öschinger Friedhof ein, wir trugen den Chorsatz " Wir wollen Euer stets gedenken…"
Oberbürgermeister Boulander, versuchte in seiner Ansprache die Brücke zwischen Kriegsende in Europa und dem Heute zu schlagen: "… Seit Ende des Zweiten Weltkriegs sind mittlerweile 66 Jahre vergangen. Unzählige Kriege sind seit damals in der Welt geführt worden und toben noch heute Gegen das Vergessen und Verdrängen müssen wir ankämpfen, immer und immer wieder, alle Generationen! Wir müssen uns an das Geschehene erinnern, an das unsägliche Leid, das Millionen Menschen in unserem Land und in anderen Ländern widerfahren ist…
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung, auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern. Unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen, zu Hause und in der Welt.
Die Kränze am Ehrenmal sollen ein bewusstes, ehrliches und sichtbares Zeichen unserer Anteilnahme, unseres Gedenkens sein. Es soll auch Zeichen dafür sein, dass der Frieden keine Selbstverständlichkeit und kein Geschenk ist; wir müssen uns für den Frieden einsetzen…!" Während der Posaunenchor "Ich hat´ einen Kameraden…" spielte, legten der Oberbürgermeister und die Vereinsvorstände die Kränze nieder.
Anschließend nutzten viele die Zeit und besuchten die Gräber von Bekannten und Verwandten.
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