Pfarrer Lämmer begrüßte die zahlreich gekommenen Gemeindemitglieder. Der Gottesdienst zum Volkstrauertag steht unter dem Wochenspruch „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. (2. Kor. 5, 10)
Zu Beginn sang der gemischte Chor des Liederkranzes den „Bergsteigerpsalm“, in dem Gottes Hilfe die Gefahren des Berges überstehen hilft.
Pfarrer Lämmer lud die Anwesenden ein, mit ihm das Bild „der Träumer“ von Caspar David Friedrich zu ergründen. Friedrich malte nach den furchtbaren napoleonischen Kriegen als ein führender Vertreter der Romantik. Er war eher in sich gekehrt, weltscheu, naturverbunden und religiös. Seine Bilder werden oft als melancholisch interpretiert, seine Gedanken kreisten oft um Sein, Vergehen und Werden. Der Vordergrund des Bildes zeigt eine Kirchenruine, abgestorbene Bäume und Trümmer als Sinnbild für Vergehen und Verfall.
Pfarrer Lämmer stellte dazu die Frage nach der Wichtigkeit. Das Evangelium ist wichtig, wertlose Gottesdienste als Teil des Freizeitangebots dagegen nicht.
Zum Volkstrauertag zitiert er den Aufruf des Jeremias (Jer 8,4-7) gegen das verblendete Volk und seine Verführer:“…Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme? Warum will denn dies Volk zu Jerusalem irregehen für und für? Sie halten so fest am falschen Gottesdienst, dass sie nicht umkehren wollen. Ich sehe und höre, dass sie nicht die Wahrheit reden. Es gibt niemand, dem seine Bosheit leid wäre und der spräche: Was hab ich doch getan! Sie laufen alle ihren Lauf wie ein Hengst, der in der Schlacht dahinstürmt. Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Kranich und Schwalbe halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des Herrn nicht wissen.“
Der Hintergrund des Bildes von Caspar David Friedrich zeigt ein romantisches Abendrot. Gemeint sei hier die Verheißung auf das danach, die befreiende Erlösung durch die Auferstehung. Der Träumer drückt durch seine Position eine Einladung zur Umkehr aus. So erscheinen die Fensterbögen der Ruine mit ihrer Dreiteilung als ermutigender Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes. Dazu passt die Lesung aus der Offenbarung Johannes (2 Vers 8-11; hier 10) … Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.
Nach dem stillen Gebet trugen wir den Chorsatz „Der Himmel hat Dich aufgenommen“ vor.
Im Anschluss an den Gottesdienst gingen viele mit auf den Friedhof um am Mahnmal für die Toten der Kriege zu beten.
Der Posaunenchor eröffnete die Gedenkfeier. Im Anschluss daran sang der Männerchor des Liederkranzes das “ Vater unser“. Nach dem Pfarrer Lämmer ein kurzes Gebet sprach, stellte unser Ortsvorsteher, Wolfgang Eissler, zuerst die Kernfragen zum Volkstrauertag:“ Brauchen wir heute noch einen Volkstrauertag? Was hat es eigentlich mit dem Volkstrauertag auf sich? Ist der Volkstrauertag nicht ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert?“
Krieg, so Wolfgang Eissler, ist für uns in Deutschland etwas Abstraktes geworden. Seit über 68 Jahren dürfen wir in unserem Land in Frieden leben; Zeitzeugen der Kriege gibt es in unserer Bevölkerung nur noch wenige.
Wir dürfen mit dem Gedenken und Erinnern an die Toten der Kriege und die Opfer von Gewaltverbrechen nicht aufhören, weil es uns bewusst macht, was Krieg und Gewaltherrschaft bedeuten. Diese Schrecken sind nicht Geschichte, sie sind auch im 21. Jahrhundert noch immer Realität.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge stellt den Gedenktext:
Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.
Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.
Wolfgang Eissler: „ Die Botschaft des Volkstrauertages heißt Frieden und Versöhnung für unsere Familien, für unser Land, für Europa und für die ganze Welt.“
Als sichtbares Zeichen legten die Gemeindevertreter und die Vertreter der Vereine Öschingens jeweils einen Kranz am Ehrenmal nieder. Der Posaunenchor spielte den „…guten Kameraden“ und schloss die Feier mit einem weiteren Choral.
Das Lied vom guten Kameraden entstand 1809 unter dem Eindruck des Einsatzes badischer Truppen unter französischem Befehl gegen aufständische Tiroler; Ludwig Uhland gab den Text und Friedrich Silcher die Melodie.
Anschließend nutzten viele die Zeit und besuchten die Gräber von Bekannten und Verwandten.
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