Bei ruhigem Herbstwetter trafen sich viele Öschinger Bürger in der Martinskirche in Öschingen, um gemeinsam den Gottesdienst zum Volkstrauertag zu feiern.

Der Männerchor des Liederkranzes begann nach dem stillen Gebet mit dem Chorsatz „Die Rose“.
Pfarrer Lämmer begrüßte die zahlreich gekommenen Gemeindemitglieder. Der Gottesdienst zum Volkstrauertag steht unter dem Wochenspruch:“ Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse (2. Korinther 5,10) Der Bezug zu den Flüchtlingen und zu den schrecklichen Pariser Anschlägen konnte leicht hergestellt werden.  
„…Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. Weiter …Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“ Hoffnung gab der Satz „…ich bin bei euch bis an der Welt Ende“.
Das Gefühl für Anfang und Ende auf dieser Welt vermittelte die Taufe des kleinen Moritz Rein während des Gottesdienstes.
Der gemischte Chor trug im Anschluss den Chorsatz „Friedenssonette“ vor

Nach dem Gottesdienst gingen viele mit auf den Friedhof um am Mahnmal für die Toten der Kriege zu beten.
Nach dem Pfarrer Lämmer ein kurzes Gebet gesprochen hatte, begrüßte unser Ortsvorsteher Wolfgang Eissler die Anwesenden und bedankte sich bei Herrn Pfarrer Lämmer, dem Gesangverein Liederkranz und dem Posaunenchor und für die Mitwirkung an der Gedenkfeier

Der Posaunenchor eröffnete die Gedenkfeier. Im Anschluss daran sang der Männerchor des Liederkranzes  „ Soldatenherz, du bist nicht mehr..“ vor. Der Text des Liedes stammt von Karl Schauber aus Belsen, vertont hat es Rainer Klett.
Unser Ortsvorsteher Wolfgang Eissler hielt in diesem Jahr die Gedenkrede.
„…Wir schreiben das Jahr 2015. Vor 70 Jahren ist der zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Seit 70 Jahren herrscht in unserem Land Frieden.
Sind wir uns dessen noch wirklich bewusst, was es heißt, im Frieden zu leben? Die meisten Menschen unter uns, wie auch ich, kennen doch gar nichts anderes, als im Frieden zu leben.
Richard von Weizsäcker sagte am 8. Mai 1985 in einer Rede anlässlich des 40-jährigen Kriegendes:  „Die Menschen, die ihn (gemeint ist der 8.Mai 1945) bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück.
Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafür dankbar, dass Bombennächte und Angst vorüber und sie mit dem Leben davongekommen waren“. Er ergänzte „…Wieder andere mussten erfahren, dass Angehörige, Ehemänner, Väter, Söhne, nicht oder verwundet aus Krieg und Gefangenschaft heimkehrten. …Wir dürfen den Frieden nicht als etwas Selbstverständliches hinnehmen, sondern wir müssen uns für den Frieden einsetzen – jede und jeder an seinem Ort, jede und jeder mit ihren und seinen Mitteln. Das ist unsere Pflicht und Aufgabe, auch und vor Allem für die Zukunft! Wir müssen dafür Sorge tragen dass wir diese Aufgabe und Verpflichtung auch an die nächsten Generationen weitergeben.
Nur so kann der Frieden dauerhaft erhalten werden,
Wolfgang Eissler verlas dann den offiziellen Wortlaut zum Tag des Totengendenkens

 „Wir denken heute
an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken
der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und
Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken
derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren, oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken
derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern
um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken
heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern
mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den
Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter
den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

Als sichtbares Zeichen legten die Gemeindevertreter und die Vertreter der Vereine Öschingens jeweils einen Kranz am Ehrenmal nieder. Der Posaunenchor spielte den „…guten Kameraden“ und schloss die Feier mit einem weiteren Choral.
Das Lied vom guten Kameraden entstand 1809 unter dem Eindruck des Einsatzes badischer Truppen unter französischem Befehl gegen aufständische Tiroler; Ludwig Uhland gab den Text und Friedrich Silcher die Melodie.

Anschließend nutzten viele die Zeit und besuchten die Gräber von Bekannten und Verwandten.

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